Tipps zu Abschlussarbeiten

Kriterien der
Bewertung

Im Folgenden sehen Sie Kriterien, nach denen ich Abschlussarbeiten bewerte, inkl. der jeweils maximal zu erzielenden Punkte und Gewichtungsfaktoren (Kategorien B. & C.). Die Kriterien sind nicht sonderlich spektakulär, werden sicher von den allermeisten Gutachter:innen so oder sehr ähnlich angewendet. Sie können Ihnen aber unter Umständen im Sinne einer Checkliste helfen, wesentliche Aspekte im Vorfeld zu bedenken oder auch beim Schreiben Ihrer Arbeit nicht aus den Augen zu verlieren.

Kriterien
max. Punkte
A. Thema: Relevanz, Einordnung, Forschungsfrage & Selbständigkeit
A.1 Aktualität, Relevanz des Themas & Bezug zum Fachgebiet der WiKo
4
A.2 Formulierung geeigneter Forschungsfrage und des Forschungsziels
4
Lassen Sie deutlich werden, wie und warum Ihr Thema im Kontext der Wirtschaftskommunikation relevant ist. Sagen Sie deutlich, welche fachliche Problemstellung sie mit Ihrer Arbeit lösen wollen, was Ihr Ziel ist. Formulieren Sie eine Forschungsfrage, die zum Problem und Ziel passt - und die sich im Rahmen Ihrer Arbeit auch vernünftig beantworten lässt. Kleiner Tipp: Eine Einleitung kann im Verlauf der Bearbeitung auch umgeschrieben werden... Sorgen Sie dafür, dass das Ziel und die Forschungsfrage zu Ihrer Argumentation, Vorgehensweise und Ihrer Antwort passen.
B. Grundlagen: Begriffe, Forschungsstand, Methodenwahl | Faktor: 1,5
B.1 Definition, Einordnung & Abgrenzung zentraler Begriffe und Perspektiven
4
B.2 Problembezogene Darstellung des Forschungs-/Erkenntnisstandes
4
B.3 Methodische Güte: Eignung, Transparenz des Vorgehens, Ergebnisqualität
4
B.4 Aufbau der Arbeit, Strukturierung und Gewichtung der Inhalte
4
Lassen Sie deutlich werden, dass Sie sich umfassend mit dem Themenkomplex befasst haben. Definieren Sie zentrale Begriffe und ordnen Sie sie in den Kontext der Wiko ein, grenzen Sie Begriffe voneinander ab und machen Sie unterschiedliche Persoektiven klar. Lassen grundsätzlich den Forschungs- und Erkenntnisstand deutlich werden: In der Einleitung, wenn Sie da Erkenntnisziel und Ihre Forschungsfrage formulieren, wenn Sie zentrale Begriffe einführen, wenn Sie Theorien und Modell verwenden und Sie empirische Methoden anwenden. Wenn Sie bspw. ein Marketing-Verständnis aus den späten 50ern des letzten Jahrhunderts  als altuellen Erkenntnisstand präsentieren, dann überzeugt das die Gutachter:innen sicher nicht sonderlich. Bei der methodischen Güte bewerten wir den Fit Ihres Vorgehens (mit oder ohne Empirie) auf Ihr Erkenntnisziel und Ihre Fragestellung. Nicht jede Methode eignet sich gleich gut zur Beantwortung Ihrer Forschungsfrage. Es wird erwartet, dass Sie einschätzen können, welche Erkenntnisse Sie mit welcher Methoden gewinnen können. Bei Aufbau und Struktur der Arbeit bewerten wir die Komposition der einzelnen Teile der Arbeit, wie sie zueinander stehen, wie viel Raum ihnen gegeben wird. Daumenregel: Die Einleitung und Grundlagen sollten eigentlich nicht mehr als ca. 1/3 des Umfangs Ihrer Arbeit betragen.
C. Argumentation: Beweisführung, Methodologie & Lösungsqualität  | Faktor: 1,5
C.1 Güte der Argumentation: klar, stringent, schlüssig abgeleitet…
4
C.2 Stilistik der Argumentation: verständliche Gedankenführung, „roter Faden“ …
4
C.3 Güte des Erkenntnisgewinns für Theorie und Unternehmenspraxis
4
C.4 Kritische Bewertung und Reflexion der eigenen Ergebnisse und Methodik
4
Je leichter sich Ihre Arbeit lesen, je leichter man Ihrer Gedankenführung folgen kann, desto besser. Hat Ihre Arbeit eine "Storyline", einen klaren "roten Faden", der immer zu erkennen ist, den Sie immer wieder aufgreifen? Oder haben Sie eher nur eklektisch verschiedene Perspektiven aneinandergereiht, im "worst case" gar nur einzelne Artikel oder Bücher zusammengefasst? Führen Sie Perspektiven zusammen, bemühen Sie sich möglichst konkret und fundiert zu argumentieren. Belegen Sie Ihre Argumente mit möglichst spezifisch passenden, nicht nur grob die gleiche Richtung argumentierenden Quellen. Lassen Sie abstrakte Sachverhalte mit Hilfe von konkreten Beispielen (der WiKo-Praxis) greifbar werden. Versuchen Sie Erkenntnisse zu gewinnen, mit denen Praxis und/oder Forschung was anfangen können. Und reflektieren Sie Ihre Ergebnisse sowie die grundsätzliche Vorgehensweise kritisch. Was sagen die Ergebnisse wirklich aus? Welche methodischen Schwächen hat Ihre Arbeit? Was kann die Unternehmenspraxis mit den Ergebnissen machen? Wie könnte die Forschung auf Ihren Ergebnissen aufsetzen?
D. Literaturarbeit: Umfang, Güte, Zitierstil, Literaturverzeichnis
D.1  Umfang der Literaturarbeit: Umfang, relevante Standardquellen, Varianz…
4
D.2 Güte der Literaturarbeit: internationale Journals, Forschungsstudien…
4
D.3 Zitierstil: Häufigkeit von Belegen/Zitaten, einheitliche Zitierweise
4
D.4 Literaturverzeichnis: vollständig, korrekt formatiert
4
Literatur ist die Basis jeder Arbeit! Ohne umfangreiche und gute Literaturrecherche sind Sie nicht in der Lage den Erkenntnis-/Forschungstand zu Ihrem Thema zu erkennen, oder auch die zentralen Begriffe und Perspektiven angemessen und zeitgemäß zu definieren. Es lässt sich zu jedem Thema ausreichend Literatur finden. Sie müssen Ihr Thema im Zweifel nur in seine einzelnen Aspekte zerlegen und sich in diese einarbeiten. Und es lässt sich auch zu jedem Thema gute, hochwertige Literatur finden. Dazu zählen wir bspw. Artikel in internationalen Journals, oder auch Beiträge in Konferenzberichten ("Conference Proceedings"). Natürlich erfreuen wir uns auch an Ergebnissen von Forschungsstudien - welche aber primär in Journal-Artikeln oder Konferenzbeiträgen publiziert werden, nicht auf Statista... Dann schätzen wir es, wenn Sie Ihre Argumentation regelmäßig mit Quellen belegen, dabei eine angemessene Varianz an Quellen verwenden (nicht die gleiche Quelle x-mal hintereinander) und einen Zitierstil konsistent durchhalten. Empfehlung zum Zitierstil? Entscheiden Sie sich für den APA- oder den Harvard-Stil. Beide sind sehr konsistent und logisch aufgebaut. Und das zitieren im Text (statt am Seitenende per Fußnote) ist nicht nur internationaler Standard, sondern macht Ihre Arbeit auch leichter lesbar. Last but not least sollte Ihr Literaturverzeichnis vollständig und korrekt formatiert sein. Es sollte genau die Quellen aufweisen, die Sie in Ihrer Arbeit verwendet haben, nicht mehr und nicht weniger. Und es sollte nach den gängigen Prinzipien (siehe bspw. APA- oder Harvard-Stil) aufgebaut und formatiert sein.
E. Form und Sprache
E.1 Umfang & Vollständigkeit: Seitenzahl, Abstract, Verzeichnisse…
4
E.2 Terminologie, Ausdruck, Orthografie & Grammatik
4
E.3 Textgestaltung: Formatierung, Strukturierung, Layout, Lesbarkeit
4
E.4 Einsatz von Abbildungen und Tabellen: Mehrwert zu Text, gut lesbar…
4
Bei diesen Kriterien geht es um die redaktionelle Qualität Ihrer Arbeit. Die Punkte sind meines Erachtens selbsterklärend und werden auch in allen Büchern/Ratgebern zum wissenschaftlichen Schreiben i.d.R. hinreichend erklärt. Hervorheben möchte ich trotzdem kurz den Aspekte der Abbildungen und Tabellen. Versuchen Sie sich in die Rolle der Lesenden zu versetzen... gute Schaubilder können komplexe Sachverhalte häufig visuell schneller erklären, als es Text kann. Ein gutes Schaubild ist also nicht rein illustrativ (den Text auflockernd), sondern liefert dahingehend einen Mehrwert, dass die/der Lesende einen Zusammenhang schneller überblickt und versteht. Simple Statistiken mit drei oder vier Werten benötigen insofern keine Abbildung. Tabellen eignen sich immer, wenn ich viele Informationen möglichst komprimiert und im Überblick darstellen möchte. Wenn ich bspw. verschiedene Quellen/Definitionen hinsichtlich ihrer Autor:innen und zum Ausdruck kommenden Perspektiven darstellen möchte... Tabelle! Das spart nicht nur immens Platz, sondern erleichert auch der/dem Lesenden den Überblick.
F. Anspruch, Ideenreichtum & Verantwortung
F.1 Anspruch/Schwierigkeitsgrad der Bearbeitung des Themas
4
F.2 Selbständigkeit und Ideenreichtum bei Bearbeitung: Eingrenzung, Vorgehen…
4
F.3 Berücksichtigung ethischer Aspekte und/oder Aspekte der Nachhaltigkeit
4
Themen sind unterschiedlich anspruchsvoll in ihrer Bearbeitung. Sie unterscheiden sich hinsichtlich Komplexität, Interdisziplinarität oder auch den zwingenden Methodeneinsatz. Eine Arbeit zur Ermittlung der Einstellung von Studierenden zum Thema/zur Marke XY ist deutlich trivialer als eine Arbeit, dass die Preisbereitschaft der potenziellen Zielgruppe eines innovativen Produktes ermitteln möchte. Bei Selbständigkeit und Ideenreichtum bewerten wir, mit wieviel "Esprit" Sie sich Ihrem Thema und Ihrer Aufgabe gestellt haben. Haben Sie die Ideen zur Herangehensweise entwickelt, oder Ihr Betreuer? Haben Sie Ihre Aufgabe schlüssig eingegrenzt und kreative Ideen zur Lösung der fachlichen Problemstellung entwickelt, oder einfach den Standard genommen. Und zuletzt... wird in Ihrer Arbeit deutlich, dass Ihnen in Ihrem Themenkomplex ethische Aspekte und/oder Aspekte der Nachhaltigkeit bewusst sind. Lassen Sie uns erkennen, dass ein reflektierter und verantwortungsbewusster Mensch sind, der sich bspw. nicht nur der grenzenlosen Möglichkeiten des XY Marketing, sondern auch dessen potenziell negativen Auswirkungen auf die Gesellschaft oder Menschen bewusst ist. Dabei geht keinesfalls um ein Extra-Pflichtkapitel (bitte bitte nicht!), sondern die ein oder andere reflektierende Einordnung.

Hinweise zur Punktevergabe

Pro Bewertungskriterium werden 0 bis 4 Punkte vergeben.
0 Punkte:
Die Arbeit erfüllt das Kriterium/die Ansprüche nicht ausreichend
1 Punkt:
Die Arbeit erfüllt das Kriterium ausreichend; genügt trotz Mängeln noch den Ansprüchen
2 Punkte:
Die Arbeit erfüllt das Kriterium befriedigend; entspricht den durchschnittlichen Anforderungen
3 Punkte:
Die Arbeit erfüllt das Kriterium gut; liegt überdurchschnittlich über den Anforderungen
4 Punkte:
Die Arbeit erfüllt das Kriterium sehr gut; eine exzellente, hervorragende Leistung

Die Kommentare oben geben erste Anhaltspunkte, welche Ansprüche und Erwartungen hinsichtlich der unterschiedlichen Kriterien bestehen. Mit Ausnahme der redaktionellen Qualität (Form & Sprache) sind die Ansprüche/Erwartungen an Bachelorarbeiten  natürlich geringer als bei Masterarbeiten. Sprechen Sie mich in einem Betreuungsgespräch bitte auf einzelne Bewertungskritierien und Erwartungen bzw. Ansprüche an, wenn Sie sie spezifisch für Ihre Arbeit erläutert haben möchten.

Kontakt

Prof. Dr.
Carsten Totz
Digital Brand Experience
+ Strategy

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